Finanz- soll Realwirtschaft dienen

Workshop zum neuen Vatikan-Dokument zu Fragen der Finanzwirtschaft
Impact Investment empfiehlt Prof. Dr. Peter Schallenberg als ethisch verantwortbare Finanzanlage. Dabei geht es darum, mit der Geldanlage direkt positive soziale oder ökologische Effekte zu erzielen. Die Empfehlung stand als praktischer Tipp am Ende des Workshops, den der KKV Bayern unter der Überschrift „Geld soll nicht regieren, sondern dienen“ im KKV Hansa-Haus in München durchführte.
Prof. Dr. Peter Schallenberg zeichnete dabei zunächst Grundlinien der katholischen Soziallehre nach. Er erläuterte den Unterschied zwischen einer rein technischen und der ethischen Betrachtung menschlichen Handelns. Die technische Vernunft frage allein danach, ob ein Handeln zweckmäßig sei. Richtig und falsch entscheide sich daran, ob das Ziel eines Tuns erreicht wird. Also z.B. daran, ob am Ende des Schiffbaus das Schiff schwimmt oder nicht.
Ethik dagegen beurteile das Handeln in den Kategorien „gut“ und „böse“. Sie stelle die Frage nach dem Wozu. Letztlich, so der Geistliche Beirat des KKV Bundesverbandes, gehe es darum, dass jeder Mensch ein Recht auf die Erfahrung habe, geliebt zu werden. Der Kern der Ungerechtigkeit sei, dass der Einzelne nicht gut genug beachtet werde. „Das Böse ist die Verfolgung parteilicher Interessen“, formulierte Schallenberg.
Von daher erklärte der Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle den Begriff des „Gemeinwohls“. Dieses Prinzip der katholischen Soziallehre meine eine umfassende Gerechtigkeit, die das Wohlergehen aller Menschen – auch künftiger Generationen – beinhalte.
In diesem Sinne fordert das neue Vatikan-Dokument „Oeconomicae et Pecuniariae Quaestiones“ von 2018 „globale Lebensqualität für alle Menschen“. Dabei spricht es vor dem Hintergrund der Entwicklung, dass die absolute Zahl der Armen zwar zurückgehe, die Spreizung zwischen Arm und Reich aber immer weiter auseinandertrete. So ist in Schwellenländer wie China eine neue „unverschämt reiche Schicht“ entstanden.
In einem zweiten Teil des Workshops besprach Schallenberg das neue Sozialschreiben „zu einigen Fragen der Finanzwirtschaft“. Es lehne die neoliberale Vorstellung einer Selbstregulierung der Märkte als unrealistisch ab. Als Beispiel nannte Schallenberg, dass der Markt nicht genug Anreize für Dienstleitungen im Gesundheitsbereich setze, vor allem durch eine zu niedrige Entlohnung. Der Sozialethiker kritisierte auch, dass der freie Handel zu Lasten derjenigen Länder gehe, die Ressourcen, aber Verarbeitungsmöglichkeiten haben. Das treffe vor allem Afrika.
Das Dokument fordert an etlichen Stellen, dass die Finanz- der Realwirtschaft zu dienen habe. Ihre Aufgabe sei, Kapital für Investitionen zur Verfügung zu stellen.